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Die Rollen im E-Mobilitätsmarkt: 
Ein Blick hinter die Kulissen

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  • Veröffentlicht

    18.07.2023

Auto an die Ladestation anschließen, laden, zahlen und weiterfahren - so sieht der Alltag für Elektrofahrerinnen und Elektrofahrer idealerweise aus. Hinter den Kulissen eines solchen reibungslosen Ladevorgangs sind unterschiedliche Parteien beteiligt, die alle gut miteinander vernetzt sein müssen, um eine erfolgreiche E-Mobilität zu ermöglichen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf den E-Mobilitätsmarkt und beleuchten die unterschiedlichen Rollen und Aufgaben, die im Hintergrund übernommen werden.

Der Stromlieferant

Sichere Energie für die Ladestation

Ohne Energie geht beim Elektroauto gar nichts. Und auch der Strom, der an der Ladesäule zur Verfügung gestellt wird, muss überhaupt erstmal zur Ladesäule finden. Der Stromlieferant sorgt dafür, dass an den Ladestationen jederzeit ausreichend Energie verfügbar ist. Diese Rolle wird in der Regel von einem Energieversorger übernommen. Der Energieversorger stellt den Strom entweder selbst mit eigenen Kraftwerken her oder kauft ihn auf dem Strommarkt ein und leitet ihn über das Verteilnetz zu den Ladestationen.

Gut zu wissen: Die positive Entwicklung in der Energieerzeugung trägt dazu bei, dass die Elektromobilität immer umweltfreundlicher wird. Insbesondere die zunehmende dezentrale Erzeugung von Strom durch erneuerbare Energien wie Windkraft spielt dabei eine entscheidende Rolle. Deutschland verzeichnet zu Spitzenzeiten bereits einen Anteil von über 50 % an nachhaltig erzeugter Energie, der von den Stromlieferanten zur Verfügung gestellt wird. Dieser Anteil kann sogar über 70 % betragen.

Der Ladestationsbetreiber (Charge Point Operator, CPO)

Alles rund um die Ladestation
 

Der Ladestationsbetreiber, auch Charge Point Operator (CPO) genannt, ist der Experte für sämtliche Belange der Ladestation.

Er beauftragt zum Beispiel die Installation der Ladesäule, schließt Verträge mit Stromlieferanten ab und stellt sicher, dass seine Stationen für das Laden von Elektroautos betriebsbereit sind und über alle erforderlichen Genehmigungen verfügen. CPOs sind neben der Planung und Errichtung der Stationen auch für den reibungslosen Betrieb, die regelmäßige Wartung und die Abrechnung der Ladevorgänge über ein Charge Point Management System (CPMS) zuständig.

Der CPO entscheidet, wer die Ladestationen wie, wann und zu welchen Bedingungen nutzen kann. So kann er beispielsweise den Zugang auf bestimmte Gruppen, wie Mitarbeitende eines Unternehmens, beschränken oder das Laden für alle zugänglich machen.

Der CPO kann seinen Strom auch an sogenannte Mobilitätsdienstleister (EMPs) vermarkten. Er bestimmt jedoch noch nicht zu welchen Preisen der Strom an seinen Ladestationen an E-Auto-Fahrerinnen und – Fahrer abgegeben wird, sondern muss dafür selbst in die Rolle eines EMP schlüpfen.

Der Ladestationseigentümer

Besitzer der Ladestation
 

Der Ladestationseigentümer ist der eigentliche Besitzer der Ladestation. In vielen Fällen ist der Besitzer auch gleichzeitig der Betreiber und somit als CPO sichtbar.

Dennoch ist es nicht unüblich, dass Ladestationsbesitzer aus verschiedenen Gründen nicht für den Betrieb der Station verantwortlich sein können oder möchten. Dies ist besonders bei Unternehmen der Fall, deren Kerngeschäft keine oder nur wenig Berührungspunkte mit Elektromobilität aufweist und daher Ressourcen und Know-How begrenzt sind. Gleichwohl möchten Branchen wie z.B. Hotels oder Einzelhandelsmarken, das Laden an ihren Kundenparkplätzen ermöglichen.

In solchen Fällen beauftragen sie als Besitzer der Ladestationen externe Unternehmen mit dem Betrieb der Ladestation. Vielerorts hat das klassische Elektrohandwerk den Bedarf an diesen Dienstleistungen entdeckt und bietet sogenannte 360 Grad Dienstleistungen in Form von Konzeptionierung, Aufbau und Inbetriebnahme bis hin zu Wartung, Service und laufendem Betrieb als CPO an.
Aber auch neue Start-Ups und Ausgründungen aus dem Energieversorgerumfeld stehen als kompetente Ansprechpartner für den Betrieb von Ladelösungen auf dem Markt bereit.

Der Mobilitätsdienstleister (E-Mobility Provider, EMP)

Ladestromanbieter
 

Der Mobilitätsdienstleister, auch E-Mobility Provider (EMP) genannt, vermarktet den an der Ladesäule abgegebenen Strom. Dies kann auf zwei unterschiedliche Arten passieren.

  1. Direkt an der Säule über das sogenannte Ad Hoc- oder Spontanladen
  2. Über feste Vertragsbeziehungen (via Ladeapp und/oder Ladekarte)

Teil der Serviceleistung eines EMPs ist neben der Abrechnung der Ladevorgänge, auch das Netz an zur Verfügung stehenden Ladepunkten stetig zu erweitern und transparent und nutzungsfreundlich zugänglich zu machen. Die App mit Kartendarstellung und Statusanzeige der Ladestation hat sich dabei als beliebtes Medium zum Suchen von freien Stationen und Starten des Ladevorgangs etabliert. Viele EMPs bieten ihren Kundinnen und Kunden aber ebenfalls die Möglichkeit Ladevorgänge über eine bereitgestellte RFID-Karte zu starten. Beide Medien - App und/oder Karte - sind mit einem Vertrag zwischen EMP und E-Auto fahrender Person verknüpft. Die Abrechnung erfolgt meist monatlich automatisiert über das leistungsfähige CPMS.
Viele EMPs bieten Fahrenden zusätzliche Vorteile wie Rabatte auf Autoreparaturen oder Kombiprodukte aus Ladetarif, Wallbox und z.B. Stromtarif oder Versicherung an.

Gut zu wissen: Einige EMPs betreiben ihre eigenen Ladestationen und treten sowohl als Mobilitätsdienstleister als auch als CPO auf.

Die Person hinter dem Steuer

Nutzende der Ladestation

Für Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos gibt es verschiedene Möglichkeiten, ihre Fahrzeuge im öffentlichen Raum aufzuladen und den Ladevorgang zu bezahlen. Sie können Ladestationen beispielsweise wie oben beschrieben spontan und ohne Vertrag in Form eines Ad-hoc Ladevorgangs nutzen. Ähnlich wie bei einer herkömmlichen Tankstelle fahren sie vor, wählen die gewünschte Zahlungsmethode, die angeboten wird via Webanwendung aus, geben die entsprechenden Daten ein und starten den Ladevorgang. Dieses Geld fließt direkt an den Ladestationsbetreiber (CPO), welcher in diesem Fall ebenfalls als EMP auftritt.

Alternativ können Elektroautofahrerinnen und -fahrer auch einen dauerhaften Vertrag mit einem Mobilitätsdienstleister abschließen. Dadurch erhalten sie fest vereinbarte Preise, Zahlungsbedingungen und eine damit verbundene turnusmäßige (oft monatliche) Abrechnung der per Ladekarte oder App getätigten Ladevorgänge.

Die Person hinter dem Steuer steht somit am Ende der Vermarktungskette des Stroms an der Ladestation und ist Vertragspartner des EMP.

Damit dieses Ladeszenario reibungslos funktioniert, arbeitet der EMP hinter den Kulissen eng mit dem CPO zusammen. Diese Zusammenarbeit erfolgt durch sogenannte Roaming-Verbindungen, welche die Bedingungen regelt, unter denen die Kundinnen und Kunden des Mobilitätsdienstleisters die Ladestationen des CPOs nutzen können.

Gut zu wissen: Die Nutzung des Ladeangebots variiert stark. Während der Großteil der Ladevorgänge nach wie vor an der heimischen Wallbox ohne Beteiligung eines EMPs stattfindet, wächst im öffentlichen Raum der Bedarf, an Orten zu laden, an denen das Fahrzeug parkt - wie beispielsweise am Arbeitsplatz oder an öffentlichen Straßen während des Einkaufbummels oder Restaurantbesuchs. Für diese Ladevorgänge wird in der Regel das langsamere Wechselstromladen (AC) verwendet. Viele EMPs berechnen für diese Ladevorgänge niedrigere Preise im Vergleich zum schnelleren Gleichstromladen (DC), welche hauptsächlich nur in Form von Zwischenhalten auf längeren Strecken in Anspruch genommen werden. Moderne Fahrzeuge können an entsprechenden Ladestationen bereits in ca. 20 Minuten 300 km – 400 km Reichweite laden.

Der Roaming Hub

B2B-Beziehung zwischen CPO und EMP

In einem Roaming-Vertrag vereinbaren CPO und EMP, zu welchen Bedingungen die Kundinnen und Kunden des E-Mobility Provider die Ladestationen des CPOs nutzen dürfen.

Roaming-Verbindungen sind erforderlich, um sicherzustellen, dass der CPO nicht nur an Ad-Hoc-Kundinnen und Kunden und Nutzerinnen und Nutzer seines eigenen EMP-Produkts Strom verkaufen kann. Sie ermöglichen auch B2B-Beziehungen zu anderen EMPs, um deren Kundinnen und Kunden das Laden an den Stationen des CPOs zu ermöglichen. Aus dem Mobilfunk bekannt, dienen diese Verbindungen dem Austausch von Informationen zu den Ladedetails und den entsprechenden Berechtigungen, die sich aus den Vertragsbeziehungen zwischen dem EMP und den Fahrerinnen und Fahrern ergeben.

Damit diese Verbindungen zustande kommen können, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die bekannteste und weit verbreitetste ist die Verbindung über einen Roaming-Hub. In Europa sind Hubject und Gireve die Hubs mit marktdominierender Stellung. Diese Roaming-Hubs fungieren ähnlich einem Marktplatz, auf dem CPOs ihre Ladestationen mit ihren eigenen Preisinformationen veröffentlichen können und EMPs diese Angebote akzeptieren können, um anschließend eine Roaming-Verbindung zu schließen.

Diese Verbindungen ermöglichen es Fahrerinnen und Fahrern, an einer Vielzahl von Ladestationen schnell, einfach und bequem zu laden.

Das Chargepoint Management System (CPMS)

Plattform für effiziente Verwaltung und Abrechnung

Sowohl der CPO als auch der EMP müssen ihre eigenen Daten sorgfältig organisieren, um entweder Kunden oder Ladestationen effektiv zu verwalten. Der CPO benötigt beispielsweise Informationen darüber, ob seine Ladestationen in Betrieb sind oder ob es beim Laden Störungen gibt. Um nicht jedes Mal zu den Ladestationen fahren zu müssen, greift er auf eine Plattform zurück, auf der er den Status der Ladestationen einsehen kann. Bei Bedarf kann er so Probleme aus der Ferne diagnostizieren und beheben. Zusätzlich hat er Zugriff auf Informationen über alle Ladevorgänge an seinen Stationen sowie auf Roaming-Verträge mit Mobilitätsdienstleistern.

Der EMP ist daran interessiert, die Daten seiner Kundinnen und Kunden an einem zentralen Ort zu speichern und automatisch monatliche Rechnungen für alle Ladevorgänge an die Fahrer zu versenden. Eine Lademanagement-Plattform ermöglicht ihm die einfache Abrechnung der Ladevorgänge und eine effiziente Zahlungsabwicklung.

Darüber hinaus bietet eine Lademanagement-Plattform noch viele weitere interessante Funktionen für CPOs und EMPs. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Beitrag: „Was ist ein Charge Point Management System?“

Dank des engagierten Zusammenspiels dieser Akteure wird ein nahtloses Ladeerlebnis gewährleistet, dass die Attraktivität und Akzeptanz der Elektromobilität weiter steigern. Gemeinsam tragen sie dazu bei, dass Elektromobilität eine immer nachhaltigere und zukunftsweisende Lösung wird.

  • Veröffentlicht

    18.07.2023